SO MANY WAYS – MONI

60 Jahre, aus Eutin, Deutschland

So Many Ways; Vanlife; 2022; Portugal; Teneriffa; travel; lifestyle; van; camper; lebensgeschichten; life stories; Saskia Uppenkamp; Portrait; Fotograf; Fotografin; Berlin; Friedrichshain; Studio; On Location; Reportage

„Ich hatte das Gefühl, völlig nutzlos zu sein, dass es besser wäre, wenn ich weg wäre.
Ich wollte nicht abends ins Bett gehen und morgens aufstehen und alles ist wie gestern.
Da war der Gedanken, das alles zu beenden. Ich habe mich entschieden, weiterzumachen.“

So Many Ways; Vanlife; 2022; Portugal; Teneriffa; travel; lifestyle; van; camper; lebensgeschichten; life stories; Saskia Uppenkamp; Portrait; Fotograf; Fotografin; Berlin; Friedrichshain; Studio; On Location; Reportage

„Ich gehe auf die Leute zu, weil ich allein reise, sonst wäre ich ja einsam.“

Moni – El Medano, Teneriffa
60 Jahre, aus Eutin, Deutschland

Vor etwas über einem Jahr änderte sich Monis Leben von einem Moment auf den anderen, als sie nach 35 Jahren Ehe herausfand, dass ihr neun Jahre jüngerer Ehemann seit längerer Zeit eine Affäre mit einer deutlich jüngeren Arbeitskollegin hat. Ihr Mann packt die Sachen und verlässt sie. Getrennt hätte sie sich selbst nicht. Moni wurde von der ganzen Situation überrascht. Sie bleibt mit dem 17-jährigen Sohn im gemeinsamen Haus zurück. Die Tochter ist schon ausgezogen und studiert. Kurze Zeit vorher hatte sie mit ihrem Ex das Haus gekauft. Der Plan war, es zu renovieren und den gemeinsamen Lebensabend dort zu verbringen.

Nach anfänglichen Versprechen des Ex-Mannes, der einer sehr gut bezahlten Tätigkeit nachgeht, sich um alles zu kümmern, fordert er bald von Moni eine hohe Nutzungsentschädigung von 1500 €, dafür, dass sie weiter im gemeinsamen Haus lebt. Dies kann sie sich mit einem Teilzeitjob als Selbstständige nicht leisten. Ihr fällt es schwer, sich emotional von dem Haus trennen, in das sie so viel Zeit und Träume investiert hat. Ihr Mann erlaubt ihr nicht, das Haus teilweise unterzuvermieten, damit sie Kosten sparen kann. Er möchte es schnellstmöglich verkaufen.

Die Zeit nach der Trennung fällt in die Coronapandemie. Moni fehlen soziale Kontakte. Ihr jüngster zieht sich in sein Zimmer zurück, verbringt die Zeit mit Computerspielen, bis er ihr eröffnete, dass er beim Vater leben möchte und auszieht. Nachdem auch der Unterhalt für ihren Sohn wegfällt, hat sie das Gefühl, alles wird ihr zu viel, sie muss raus. Moni packt ihre Sachen in den kleinen Van, den sie 2021 von Geld kaufte, welches ihre Mutter ihr geschenkt hat, und reist mit ihrem Hund ab in Richtung Teneriffa. Sie kennt die Insel schon von einigen Kurzurlauben und weiß, dass sie sich hier wohlfühlt.

Moni ist das Leben im Van gewohnt. Als passionierte Windsurferin hatte sie schon einen Van gemeinsam mit ihrem ersten Freund. Danach baute ihr Vater, ein Tischler, ihr einen Kastenwagen aus, mit dem sie zum Surfen fahren konnte. Auch mit ihrem Ex-Mann hatte sie einen Camper. Den nahm er mit, Moni war der Wagen ohnehin zu groß.

Für Moni ist es eine Flucht nach vorn. Ein Neubeginn, obwohl es ihr in ihrem Alter nicht leichtfällt. Momentan ignoriert sie alle vernünftigen Gedanken, das Haus zu verkaufen, eine neue Wohnung in Deutschland und einen Job suchen. Sie versucht sich ein schönes Leben zu machen und wieder auf die Beine zu kommen. Den Fokus mal auf sich zu legen, sich selbst an erste Stelle zu stellen. Jahrelang hat sie Dinge gemacht, die gut für die Familie passten, aber eigentlich nicht für sie selbst. Sie möchte einen Break und in Ruhe überlegen, wie sie ihr Leben in Zukunft gestaltet. Es gibt nach wie vor Phasen, in denen es ihr nicht gut geht, aber sie kämpft weiter.

Auf der Insel bemüht sie sich, mit Menschen in Kontakt zu kommen. Kite-Stunden hat sie gebucht, einen Spanischkurs belegt, macht mit einer Gruppe Yoga oder Wandertouren. Die erste Zeit hat sie komplett im Van gelebt. Mittlerweile hat sie auch eine Wohnung angemietet, verbringt aber immer noch die eine oder andere Nacht im Van auf den Parkplätzen von El Medano, um dort die Menschen in den Vans zu treffen.