SO MANY WAYS – Anissa

26 Jahre, aus der Bretagne, Frankreich

So Many Ways; Vanlife; 2022; Portugal; Teneriffa; travel; lifestyle; van; camper; lebensgeschichten; life stories; Saskia Uppenkamp; Portrait; Fotograf; Fotografin; Berlin; Friedrichshain; Studio; On Location; Reportage

“Ich habe es immer geliebt, meine Gewohnheiten ständig zu ändern. Ich langweile mich sehr schnell, wenn ich immer das Gleiche am selben Ort für dieselben Leute tue. Im Van zu leben bedeutet, ich treffe immer wieder neue Menschen, schließe Freundschaften, entdecke neue Orte, sodass mir nie langweilig wird. Das ist wichtig für mich.”

So Many Ways; Vanlife; 2022; Portugal; Teneriffa; travel; lifestyle; van; camper; lebensgeschichten; life stories; Saskia Uppenkamp; Portrait; Fotograf; Fotografin; Berlin; Friedrichshain; Studio; On Location; Reportage

Anissa – Praia Do Amado, Portugal
26 Jahre, aus der Bretagne, Frankreich

Reisen und unterwegs sein war schon lange ein Teil von Anissas Lebensplan. Während ihrer Zeit als Studentin hat sie sich als Au-pair in England und in den USA um Kinder gekümmert. Ihr Ziel war es, nach Abschluss im Ausland zu leben. Sie versuchte, sich als freiberufliche Übersetzerin selbstständig zu machen, scheiterte aber zunächst. Anissa entschied sich noch ein weiteres Jahr Marketing zu studieren und gründete ihr eigenes Unternehmen, mit dem sie als Social Media Community Managerin andere Unternehmen berät. Anissa merkte schnell, dass vor allem kleine Unternehmen es sich nicht leisten können, für die Verwaltung ihrer Social-Media-Kanäle zu bezahlen. Sie entwickelte einen Online-Kurs zur Selbsthilfe, den sie nun verkauft. Auch bietet sie Online-Einzelcoaching an, damit kleineren Unternehmen die Möglichkeit zu geben, zu lernen, wie sie sich selbst um ihre sozialen Medien kümmern können. Ihre Kunden wissen von ihrem Lifestyle, für viele ist dies sogar der Grund, sich für ihre Beratung zu entscheiden. Ihre Lebensweise inspiriert.

Als sie ihr Unternehmen gründete, lebte Anissa bereits in einem Wohnwagen mit ihrem Ex-Freund, hatte allerdings noch einen festen Stellplatz. Beide suchten schon einige Zeit einen neuen Van, um damit zu reisen. Ihr Ex-Freund war sich zu dem Zeitpunkt nicht sicher, welche Richtung im Leben er überhaupt einschlagen wollte.

Der Freund ihrer Schwester kaufte Anissas jetzigen Van, um diesen zu restaurieren und weiterzuverkaufen. Als Anissa das 40 Jahre alte Schmuckstück sah, verliebte sie sich sofort in den Wagen. Anissas teilte ihrem Ex mit, dass sie nun im Alleingang einen Van kaufen würde. Er könne sich überlegen, ob er mitkommen oder zurückbleiben wolle. Ihr Business war zu diesem Zeitpunkt so stabil, dass sie sich zutraute, mit dem Van ins Ausland zu reisen und als digitale Nomadin dort zu arbeiten, wo es ihr gerade gefiel.

Zu Beginn ihrer Reise war es ein seltsames Gefühl, allein unterwegs zu sein. Anissa reiste an der Küste Frankreichs entlang und übernachtete auf Campingplätzen. Sie wusste nicht so recht, wo sie mit ihrem Wagen in der Natur parken konnte, ohne Gefahr zu laufen ein Bußgeld zu kassieren. Es war Hochsaison und voll, die Leute auf den Plätzen waren Fremden gegenüber nicht sehr offen. Nachdem sie die Grenze von Spanien hinter sich gelassen hatte, wurde es einfacher. Anissa begann, in der Natur zu campen, traf mehr Menschen, die in Vans lebten und knüpfte neue Kontakte. Sie fühlte sich nicht mehr so eingeengt wie in Frankreich, fand viele Spots, an denen sie mit Blick auf das Meer einschlafen konnte.

Wirklich allein war sie eigentlich nie, da sie mit ihrem zehn Monate alten Hund Sasha und ihrer Katze unterwegs war. Vor kurzem ist die Katze, die sie 8 Jahre lang begleitete, weggelaufen, nachdem ein fremder Hund sie verschreckt hatte. Anissa wartet seit einem Monat an diesem Platz darauf, dass die Katze den Weg zurück zum Van findet, hat die Hoffnung nun aber aufgegeben und wird ihre Reise fortsetzen.

Ein Einheimischer erzählte ihr, dass vor zwei Jahren, als die Pandemie ausbrach, viele Leute nach Portugal kamen, um in Vans zu leben. Einige nahmen keine Rücksicht auf die Natur, verhielten sich wenig respektvoll. Dieses Verhalten machte die Locals wütend, die sich an die Coronaverordnungen halten mussten. Strengere Regeln für Vans wurden im Folgejahr eingeführt, die Polizei kontrollierte deren Einhaltung. Alle Vanbewohner wurden wegen des Verhaltens einiger weniger in einen Topf geworfen.

Anissa hatte in den letzten sechs Monaten, seit sie in Portugal reist, keine Probleme. In der Nebensaison ist die Polizei nicht so streng. Über den Sommer wird sie Portugal aber trotzdem verlassen, in die Pyrenäen, wo es nicht so touristisch und heiß ist. Sie plant eine entspannte Reise, für die sie sich einen Monat Zeit nimmt, um die spanische Südküste hochzufahren. Es sind 1500 km, der Van ist 40 Jahre alt, nebenbei muss sie arbeiten.

Ursprünglich wollte Anissa einige Jahre im Van leben, ganz Europa zu bereisen. Langsam merkt sie aber, dass sie ein soziales Leben vermisst, ihre Freunde, die sie regelmäßig treffen kann. Auch die Arbeit im Van ist eine Herausforderung. Es fällt ihr schwer, sich 4 Stunden am Tag auf die Arbeit zu konzentrieren, wenn es so viele Ablenkungen gibt, Surfen oder neue Menschen kenne lernen.

Sie überlegt nun, ein Stück Land, zu kaufen, auf dem sie ein Tiny House abstellen kann, vielleicht auch eine Wohnung in Frankreich oder Portugal. Dort würde sie sechs Monate im Jahr leben und arbeiten, danach wieder ein halbes Jahr mit dem Van reisen, um das Beste aus beiden Welten mitzunehmen.